Rechte Tendenzen junger Männer 

Datum
17. Juni 2025
Autor*in
Rosalie Sophie Oehler
Themen
#Kommentar #lokales
Design ohne Titel (3)

Da wir im Jahr 2025 leben und Nazi­deutsch­land mitt­ler­weile 80 Jahre in der Vergan­gen­heit liegt, möchte man meinen, wir haben aus unserer Geschichte gelernt und wissen es besser, als sie zu wieder­holen. Dennoch häufen sich die rechts­ra­di­kalen Tendenzen Jugend­li­cher heut­zu­tage. Warum aber? Warum gibt es so viele rechte Gedanken und Hand­lungen, gerade was das Alten­burger Land betrifft? 

Die zuge­zo­gene Alten­bur­gerin Ria teilt im Inter­view ihre Erfah­rungen mit rechts­ra­di­kalen Tendenzen bei jugend­li­chen. Die 24-jährige ist ehren­amt­lich in verschie­denen Regionen Deutsch­lands tätig und konnte während ihrer Arbeit unter­schied­liche poli­ti­sche Meinungen aufgreifen. Obwohl sie Meinungs­ver­schie­den­heiten als natür­li­chen Prozess des geis­tigen Wachs­tums aner­kennt, kommt sie manchmal an die Grenzen ihrer Akzep­tanz. Dazu bezieht sie Stel­lung: Gerade in Alten­burg merke ich während meiner ehren­amt­li­chen Jugend­ar­beit, dass teil­weise Äuße­rungen fallen, bei denen ich nicht weiß, ob diese even­tuell Gefahren darstellen.“. 

Natür­lich leben wir in einer Demo­kratie, dessen zentraler Bestand­teil freie Meinungs­äu­ße­rung ist, doch wo sollten wir Grenzen ziehen? Wann artet es aus? Ria sieht in ihrer Arbeit die Notwen­dig­keit, den Schutz der Gesell­schaft über­zu­ordnen und gegen rechts­extreme Meinungen vorzu­gehen. 

Im Jahr 2023 ereig­neten sich laut einer Statistik des Verfas­sungs­schutzes 25.660 rechts­extre­mis­ti­sche Straf­taten in Deutsch­land. Das sind durch­schnitt­lich mehr als 70 pro Tag. Viel­leicht wird es Zeit die Augen zu öffnen, anstatt sie zu verschließen. 

Auch Ria teilte einen für sie einschnei­denden Vorfall: Letztes Jahr war ich gerade mit meinem Freund auf dem Rückweg vom Ster­nen­garten (Garten in Alten­burg) und entdeckte einen AfD-Sticker, den ich dann direkt abge­rissen habe. Daraufhin kamen zwei rechts­ra­di­kale junge Männer auf uns zu, verfolgten und beschimpften uns.“ 

Auch im Ehrenamt macht sie die Erfah­rung, dass Rechts­ra­di­kalen unter dem Vorwand des Meinungs­plu­ra­lismus oft Raum gegeben wird. Ria vermutet, dass einige junge Männer ihre Orien­tie­rung auf der poli­tisch rechten Seite suchen, da sie entweder unzu­rei­chend poli­ti­sche Bildung erfahren haben, verun­si­chert sind oder die Jugend­kultur nicht ausrei­chend geför­dert wird. 

Viel­leicht fragen sich jetzt einige männ­liche Leser, warum hier nur von rechten Männern gespro­chen wird. Natür­lich gibt es auch rechte Frauen, doch da diese Gruppe von Menschen ein frau­en­feind­li­ches Welt­bild vertritt, sieht man laut Ria eher seltener junge Mädchen mit rechter Einstel­lung. 

Eben­falls spielt die Erzie­hung eine große Rolle und man muss dazu sagen, dass nicht alle jungen Männer in eine Schub­lade gesteckt werden sollen. Es gibt auch zahl­reiche männ­liche Gegner dieser Schiene, die sich für eine bessere Welt einsetzen. 

Doch wie kann die Welt verbes­sert werden? Ria empfiehlt poli­ti­sche Bildung, das Fördern der Jugend­kultur und Enga­ge­ment. Es ist wichtig, auf posi­tive Weise aktiv zu werden und infrage zu stellen, warum Menschen solche Gedanken entwi­ckeln. Was ist gesell­schaft­lich, poli­tisch und kultu­rell so schief gelaufen, dass wir im 21. Jahr­hun­dert immer noch mit rechten Problemen konfron­tiert werden? Nicht nur Alten­burg ist betroffen. Viele Regionen in ganz Deutsch­land leiden vermehrt unter den Umständen, welche durch Rechts­po­pu­lismus entstehen. Wir können nur vermuten, welches Ausmaß dieses Verhalten in Zukunft hat, weshalb es umso wich­tiger ist jetzt zu handeln. 

*Dieser Beitrag ist im Rahmen einer eintägigen Jugendredaktion entstanden. 

 

Die mobile Jugendredaktion ist Teil des Projekts nah:dran – Medien für alle. Im Mittelpunkt stehen die Themen, Wünsche und Anliegen junger Menschen aus strukturschwachen Regionen. Ziel ist es, ihnen eine Plattform zu bieten und ihre Perspektiven in der Medienlandschaft sichtbar zu machen. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!” durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. 

BMBFSFJ DL mit Foerderzusatz

»Für inhaltliche Aussagen und Meinungsäußerungen tragen die Publizierenden dieser Veröffentlichung die Verantwortung.« 


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