Ein Ferkelgroßer Papagei zum Liebhaben

Kakapo – Ein Ferkel­großer Papagei zum Lieb­haben

Datum
27. Oktober 2025
Autor*in
Henni Henrion
Thema
#Klima
Kākāpō feeding

Kākāpō feeding

Der Kakapo ist ein flug­un­fä­higer, nacht­ak­tiver Papagei aus Neusee­land – und einer der seltensten, sowie selt­samsten Vögel der Welt. Mit seinem toll­pat­schigen Wesen und einzig­ar­tigen Verhalten erobert er Herzen, doch seine Art steht kurz vor dem Aussterben. Nur mensch­li­ches Eingreifen kann verhin­dern, dass dieser char­mante Eulen­pa­pagei“ für immer verschwindet. 

Chem­nitz, 18.10.2025/ Diesen Vogel muss man einfach gern­haben. Allein schon der Name des neusee­län­di­schen Eulen­pa­pa­geis Kakapo“ löst zwangs­läufig ein Grinsen aus. Dabei ist das nacht­ak­tive Tier nicht nur wegen seiner einzig­ar­tigen Verhal­tens­merk­male, sondern auch aufgrund seiner geringen Vorkom­mens­weise extrem selten. Denn die Vögel sind vom Aussterben bedroht. Und das nicht nur, weil sie in bedroh­li­chen Situa­tionen vor Angst erstarren. 

Der Kakapo ist schon ein ziem­lich schräger Vogel. Er benutzt seine kleinen Flügel lieber zum Balan­cieren als zum Fliegen – denn das kann er schon mal gar nicht. Mit einer Körper­größe von 60 – 64cm und rund 4kg auf den Rippen ist er nämlich der schwerste Papagei der Welt. Immerhin kann das Tier so groß wie ein Jung­ferkel werden. Dafür kann der flug­un­fä­hige Vogel aber echt gut klet­tern. Das gelingt ihm dank seiner musku­lösen Beine und der starken Krallen. So weit so gut, aber damit nicht genug. Denn jetzt wird es für den Vogel so richtig pein­lich: Der Kakapo ist nämlich schlichtweg zu schwer, als dass er leicht­füßig vom Baum zurück auf die Erde schweben könnte. Die Landungs­ver­suche der Vögel erin­nern daher in der Regel eher an verzwei­felte Para­gli­ding-Versuche, die meis­tens in holp­rigen Bruch­lan­dungen münden. Das toll­pat­schige Auftreten der Vögel ist ein Grund, weshalb die Tiere des Öfteren auch als dümmste Vögel der Welt bezeichnet werden. Aber das ist gemein. 

Okay, zuge­geben haben Kakapos auch andere komi­sche Ange­wohn­heiten, die ihn zum vermeint­lich dümmsten Vogel der Welt machen: So vertei­digen sich die flug­un­fä­higen Tiere in Gefah­ren­si­tua­tionen nicht und fallen statt­dessen vor lauter Angst in eine Schock­starre. Ursprüng­lich war dieses Verhalten kein Problem, denn Kakapos mussten sich in ihrem natür­li­chen Habitat nie vertei­digen. Ihre natür­li­chen Fress­feinde waren Raub­vögel. Angriffe erfolgten also nur aus der Luft. Die Taktik in Stille zu verharren garan­tierte über viele Jahr­hun­derte hinweg das Über­leben der Vögel. Das Tier ist aber auch das perfekte Beispiel dafür, dass das Argu­ment, man habe etwas schon immer so gemacht, nicht für die Ewig­keit gemacht ist. 

Denn ab dem Punkt als der Mensch mit einem Boot über den Ozean schip­perte, ging es mit dem Vogel bergab. Durch die Seefahrt und die damit verbun­dene Ansied­lung der Menschen im natür­li­chen Lebens­raum der Vögel wurden die Kakapos stark verdrängt. Grund dafür waren unter anderem mitein­ge­schleppte Raub­tiere. Nun wurden Ratten und klei­nere Raub­katzen zum Problem der Kakapos, denn die neuen Fress­feinde hatten gute Nasen – dagegen konnte auch die beste Tarnung nichts ausrichten. 

Kein Wunder also, dass die wehr­losen Tiere fast voll­ständig ausstarben. Aktuell gibt es Schät­zungen zufolge rund 200 Kakapos. Das klingt zunächst nach einer soliden Anzahl, ist aller­dings nach wie vor nicht selbst­ver­ständ­lich. Im Jahre 1994 war der Tief­stand mit gerade mal 47 Vögeln erreicht. Durch das Umsie­deln der Tiere auf abge­le­gene Inseln konnte man dem Trend des Ausster­bens jedoch entge­gen­wirken. 

Obwohl es mitt­ler­weile wieder mehr Kakapos gibt, ist ihr Erhalt aus verschie­denen Gründen schwierig. Denn Kakapos sind auch in Sachen Fort­pflan­zung äußerst speziell. Die Tiere können zwar zwischen 90 und 100 Jahren alt werden, sind aber von Natur aus Einzel­gänger. Sie können gut und gerne auf Kontakt zu Artge­nossen verzichten. Beson­ders im Hinblick auf den Erhalt der Art ist das Verhalten des Anti-Social-Club-Mitglieds proble­ma­tisch. Um die Kakapos zu erhalten, begeben sich Forscher*innen daher aktiv auf die Suche, um sie künst­lich zu befruchten. Denn würde die Fort­pflan­zung natür­lich ablaufen, gäbe es wohl nur alle 3 – 5 Jahre Kakapo-Küken. Die Tiere achten nämlich auf viele Details, bevor es bei ihnen zur Sache geht. Für sie ist die Blüte­zeit der soge­nannten Rimu-Bäume sehr wichtig. Denn auf ihnen wächst die Rimu­frucht, ihre Leib­speise. Aller­dings blühen die Bäume nur alle 3 – 5 Jahre. Irgend­einen Haken gibt es bei den Vögeln ja schließ­lich immer. Fakt ist: Kakapos brau­chen die Menschen, um weiterhin auf dieser Erde leben zu können. Wir müssen die Vögel also schützen und sie unter­stützen. Und mal ehrlich, der Vogel ist einfach nur nied­lich. Man muss ihn gern­haben. Der Kakapo braucht uns – und wir ihn. 

*Dieser Beitrag ist im Rahmen einer eintägigen Jugendredaktion entstanden. 

 

Die mobile Jugendredaktion ist Teil des Projekts nah:dran – Medien für alle. Im Mittelpunkt stehen die Themen, Wünsche und Anliegen junger Menschen aus strukturschwachen Regionen. Ziel ist es, ihnen eine Plattform zu bieten und ihre Perspektiven in der Medienlandschaft sichtbar zu machen. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!” durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. 

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